Otto Heigold
“Figurenfeld”
Lithografie Unikate 2022

Otto Heigold (www.ottoheigold.ch)

1943    aufgewachsen in Eschenbach (SG)
1964   Abschluss Lehrerseminar St. Michael in Zug Lehrtätigkeit Primarschule Ausbildung zum Zeichenlehrer
1970-2008 Dozent Hochschule Luzern Design und Kunst
1996   Aufenthalt in London (Stiftung Landis & Gyr)
2001   Gastdrucker in der Lithowerkstatt D-Eichstätt
2002   Gastdrucker im Masereel Centrum B-Kasterlee
2017   Werkaufenthalt Kulturschlachthof DSigmaringen
2018   Gastdrucker Kulturschlachthof D-Sigmaringen
2021   Galeria Macelleria St. Gallen
2021   Fotobass Galerie Beromünster
2023   akku Emmenbrücke 3 Projekte: HAUT, HAUS, OHNE HAUT + OHNE HAUS

Einzelausstellungen
Bern, Luzern, Mainz, St. Gallen, Zug, Zürich

Gruppenausstellungen
Basel, Berlin, Bern, Bonn, Budapest, Düsseldorf, Grenchen, Heidelberg, Olten, Speyer, Stuttgart, Strassburg

Werke in privaten und öffentlichen Sammlungen
Eidgenossenschaft, Klinik St. Anna Luzern, Grafiksammlung Kunsthaus Zürich, Stiftung Anliker, Cantrade Privatbank Zürich, Albertina Wien, Sammlung KUE Eichstätt, Sammlung Museum Bellpark Kriens, Stiftung Kunstzeughaus Rapperswil

Rauminstallationen
2018 Bildschrift Schriftbild KKLB Beromünster
2021 Bildsetzkasten ZHB Luzern
2022 Bilder werden Klang HSLU- Musik Luzern
2023 Klangbildhaut HSLU- Musik Luzern 

Publikationen
Bilderfluss 1998 Verlag Brunner
Zeitraum 2001 KUE Eichstätt
Buch OTTOGRAMM 2006 Bildstempeldrucke
Werkbuch <Alle können drucken> 2002 Zytglogge Verlag
Werkbuch <Zeichnen zwischen 4 und 14> 2008 Brigg Verlag
Werkbuch <Ich bin im Bild> 2016 Zytglogge Verlag
Publikation CODEX 2009 Das Leporello als didaktisches Medium
Buch MANUAL 2009 Vexer-Verlag
Heft <Bildschrift Schriftbild>
Heft <Bildsetzkasten> 2022
Heft <Mutationen>
Originalbücher in Stein-, Holz- und Stempeldruck

Figurenfeld in Altmühltal bei Eichstätt
Text von Otto Heigold vom 17. Dezember 2022 :

Das Figurenfeld befindet sich am Rand von D-Eichstätt in einer kargen Jura-Senke. Der Bildhauer Alois Wünsche-Mitterecker (1903- 1975) erlebte als Soldat die Schrecken des 2. Weltkriegs. Nach dem Krieg schuf er in mehr als zwei Jahrzehnten 78 überlebensgrosse Betonskulpturen. Noch vor seinem Tod wählte er den Standort für seine Werke aus und bestimmte das Platzierungskonzept. Die Skulpturen nehmen Bezug zueinander, zur Landschaft und ganz besonders zu den Menschen, die den Ort besuchen.
Das Figurenfeld unterscheidet sich vom üblichen Denkmal, das bestückt ist mit einem Kranz oder einer Gedenktafel.
Hier, mitten in der kargen Juralandschaft ist ein Environment anzutreffen. Nicht mehr das Einzelobjekt steht für sich, sondern es ist in eine Gesamtanlage eingefügt. Menschen des 21. Jahrhunderts stehen inmitten eines bedrohlichen Ereignisses. Die 78 Skulpturen umgeben den Menschen, wo immer er steht. Er kann sich dem Geschehen nicht entziehen. Dreht er sich, erscheint eine weitere Skulptur vor oder hinter ihm. Keine Betonskulptur steht für sich. Sie verweist immer auf die restlichen 77 Skulpturen und die drei riesigen Stelen am Rand der Anlage, die an die Kreuzigungsszene vom Karfreitag erinnern.
Der Künstler Alois Wünsche-Mitterecker musste aus den unmenschlichen Erlebnissen und massiven Traumata des Kriegs dieses Environment schaffen, das Menschen berührt und alle Gewalt aktualisiert. Es lässt 90 Jahre nach dem Krieg Gedanken und Gefühle wieder aufleben.
Schon einige Male begegnete ich dem Figurenfeld. Immer zeigte es sich mir neu, bedingt durch unterschiedliche Tageszeiten, Jahreszeiten und Wegrouten, aber vor allem wegen meiner unterschiedlichen inneren Befindlichkeiten. So gesehen lassen sich nur Fragmente in einem kleinen Zeitfenster sehen, verstehen, begreifen. Klar ist, das Figurenfeld ist Sinnbild für unzählige Kriegsopfer, Verschollene, Gepeinigte, Menschen im KZ und die grosse Zivilbevölkerung, die auch schmerzlich betroffen war.
Sicher will das Figurenfeld nicht abbilden oder nachbilden. Es zeigt eine autarke Welt. Sie kann wohl abgeschritten werden. Vielleicht mit Betroffenheit, Wut, Trauer oder innerlich zerschlagen, matt, müde, unruhig, hilflos.

 

Gestalterische Bildelemente
Gedanken von Otto Heigold vom Januar 2023:

Statik und Bewegung sind jedem Bild zu eigen.
Der Rhythmus gliedert Formen Linien, Streifen und Punkte im Bild. Er schafft eine spielerische oder eine genormte Ordnung, die auch Zwischenräume betont. Sie schaffen freien Raum, lassen das Bild atmen.
Die Farbgebung schafft geheimnisvolle oder Signalzonen im Bild. Sie macht ein monochromes Bild lesbar aber auch ein Schichtbild. Im letzteren erscheint der Bildraum mit seinem Vordergrund, Mittel- und Hintergrund. 

Bild im Bild: In der Regel ist ein Bild in einem bestimmten Format, geschaffen. Dieses lässt sich relativieren mit einem zweiten oder dritten Bild auf dem gleichen Bildträger. So wird das Werk vielschichtiger. Gleichzeitig zeigen sich  weitere Bildräume. Sie führen in unterschiedliche Bildtiefen. Die Schnittstellen der einzelnen Bildzonen markieren Zeitstufen aber auch Wechsel in Bezug auf Licht, Textur, Farbigkeit, Rhythmus. 

Die Schnittstellen zwischen dem kleinen und grossen Bild gleichen einem Fensterausblick, markieren unterschiedliche Eingriffe wie bei einem Filmschnitt. Zwischen den sichtbaren und den weg gelassen Zonen entsteht eine Spannung.

Der Bildrand bildet die Grenze zwischen Bild und Umgebung, und ist zugleich Fenster, das den Blick in eine neue Welt freisetzt.

Auch innerhalb des Bildes kann eine Zone mit gestalterischen Mitteln hervorgehoben werden. So entstehen Spannungsfelder. Sie werden zueinander in Beziehung gesetzt. Die Elemente können hintereinander oder gleichzeitig betrachtet werden. Dazwischen eröffnen sich neue Bildebenen.

 

Figurenfeld 2022
Original Lithografie Unikat
Format: 30 x 20,3 cm
Druck in der Lithographie-Werkstatt Eichstätt
Entstanden im Rahmen des Auftrags, die Jahresgabe 2022 für den Freundeskreis der Lithodruckwerkstatt zu entwickeln und vor Ort zu drucken.

Projekt Figurenfeld

Fotokopie-Vorlage Rückseite
Format: 30 x 20,3 cm

Projekt Figurenfeld

Lithoplatte 
Format: 60 x 41 cm

Projekt Figurenfeld

Fotografie des “Figurenfeld” von Alois Wünsche-Mitterecker (1903-1975).
Ein Mahnmal gegen Gewalt und Krieg, diente als Vorlage.

“Fotokopie auf den Stein abklatschen” – Leporello 1988

Leporello aus sechs A4-Blättern mit Bleistiftzeichnungen und farbigen Beschriftungen.
Drucktechnik der Unikate aus der Serie “Projekt Figurenfeld Eichstätt” 2022.

Grösse: 29,75 x 21 cm
Unikat