Roland Heini
„Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit bildet für Roland Heini oft eine Erinnerung an eine konkret erfahrene Wirklichkeit, die meist im Bild festgehalten ist. Das kann ein bestimmtes Ferienerlebnis sein, eine merkwürdige Begebenheit, eine bemer-kenswerte architektonische Form. Es ist nicht wichtig, diesem konkreten äusseren Anlass weiter nachzugehen. Interessanter ist es, den künstlerischen Prozess zu verfolgen. Am Anfang dieses Prozesses steht die Auswahl eines Bildes und dessen Bearbeitung im CAD-Programm im Computer. Roland Heini konstruiert Formen, legt die Masse, Konturen und Zahl der meist ornamentalen Grundfiguren aus und druckt schliesslich einen Schnittmusterbogen, der Grundlage für einen erstes Kleinmodell aus Karton bildet. In dieser Phase geht es darum, jene Formenzahl zu finden und zu bilden, die Stimmigkeit schafft. Schliesslich wird die Formvorlage aus Kunststoff geschnitten, geklebt und geformt, die Schalung mit Gips gestützt und mit Beton ausgegossen. In diesen Arbeitsgängen ist Roland Heini tatkräftig unterstützt worden durch Alex Felder. Er hat die Vorgaben des Künstlers umgesetzt und den Gussvor-gang vorbereitet. Rund vier Tage nach dem Giessen wird das Werk entkleidet. Dann verändert sich der Beton im Laufe des weiteren Trocknungsprozesses.
Es ist die Suche nach den Strukturen menschlicher Existenz und Kultur, nach Modellen menschlichen Denkens und Schaffens, die Roland Heini in dieser Arbeit um-treibt. Durch Auswählen, Begrenzen, Ordnen, Vervielfachen entsteht das Werk. Da-bei nutzt der Künstler seit Jahren industrielle Materialien, in dieser Ausstellung erstmals ganz konsequent und ausschliesslich den Beton, jenes Material also, das im Baubereich während langer Jahre Inbegriff der Umweltzerstörung, Baustoff des Wirtschaftswunders, der Planwirtschaft, der Hochkonjunktur war. Dies ist ja bis in die Alltagssprache eingedrungen, nicht nur, wenn Sie an den Begriff Betonkopf denken.
Heute jedoch ist uns allen klar, dass der Beton grundsätzlich weder positiv, noch negativ kodiert ist, sondern dass er eigentlich unschuldig ist, ein unverfälschtes Ma-terial, das seine Qualität aus der Art der Verarbeitung erhält. Und aus Beton schafft Roland Heini rechteckige und runde Reliefs, jedes achtzig bis hundert Kilogramm schwer, und doch so leicht und wandelbar an diesen Galeriewänden, in diesem Licht und in ihrer individuellen räumlichen Präsenz. Material, Formen, Flächen wandeln sich für die Betrachtenden je nach Standort, Blickwinkel, Betrachtungsweise, Perspektive und sich ergebenden Assoziationen.“ (Auszug aus der Vernissagerede von Roland Haltmeier in der Galerie Kriens am 18. März 2011)
Roland Heini arbeitet in Luzern und lebt in Zürich und Beckenried. Er ist Bildhauer und Museumsgestalter.