Schulwandbilder – pädagogische Kunst

Schulwandbilder wurden von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Ihre Blütezeit begann nach der Einführung der lithografischen Drucktechnik, welche die kostengünstige Herstellung von diesem speziellen Bildmaterial erst möglich machte. Neben den didaktischen Zielen solcher Bilder wurde deren Ästhetik nach der Jahrhundertwende immer wichtiger und oft wurden Künstler damit beauftragt, ein Motiv zu entwerfen. So auch in der Schweiz. Bis in die 1930er-Jahre stammten die meisten Bilder, die in den hiesigen Schulzimmern hingen, aus Deutschland. Im nördlichen Nachbarland hatte sich seit Ende des 19. Jahrhunderts eine blühende Produktion von Schulwandbildern entwickelt. Im Winter 1934/35 ergriff der Bundesrat Massnahmen, um gegen die Wirtschaftskrise vorzugehen. Eine davon war der Lieferstopp von Schulmaterial aus dem Deutschen Reich. Dahinter verbergen sich allerdings noch weitere Interessen. Einerseits sollten vermehrt schweizerische Bilder und Motive abgebildet und damit letztlich der nationale Zusammenhalt gefördert werden. Andererseits waren die Produkte aus dem Ausland qualitativ nicht immer ganz einwandfrei.

Schnell wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung von Schulwandbildern ins Leben gerufen. Finanziert wurde er durch einen Fonds zur Arbeitsbeschaffung von bildenden Künstlern. Pro Motiv wurden jeweils zwei bis drei Künstler eingeladen, ihren Vorschlag einzureichen. Eine pädagogische und eine künstlerische Jury beurteilten die Vorschläge. Im Vordergrund standen anfangs vor allem die didaktischen Nutzen der Schulwandbilder. Mit der Zeit wurden jedoch die gestalterischen Kriterien wichtiger. Es durfte durchaus pädagogisch sinnvoll und zugleich ästhetisch sein.

Für die Schweizer Kunstszene war die Herstellung von Schulwandbildern eine willkommene zusätzliche Einnahmequelle. Namhafte Maler und Grafiker wie Hans Erni, Alois Carigiet oder Otto Baumberger nahmen an den Wettbewerben teil und konnten ihre Vorschläge verwirklichen. Mit der Verbreitung anderer technischer Hilfsmittel wie Diaprojektoren oder Prokischreiber ging die Ära der Schulwandbilder in den 1960er-Jahren zu Ende. Geblieben sind zahlreiche wertvolle Bilder und viele Erinnerungen von langen Lehrervorträgen.

Text aus Blog.SCHWEIZERISCHES NATIONALMUSEUM von Andrej Abplanalp, Historiker und Kommunikations-Chef des Schweizerischen Nationalmuseums

Annemarie von Matt

Webstuhl

Nr. 34

1942

Hans Erni

Giesserei

Nr. 48

1945

Alfred Sidler

Winter

Nr. 62

1949

Agnes Barmettler

Indianer

Nr. 221

1989

Ursula Stalder

Beim Arzt (Impfung)

Nr. 226

1990

 

Dieter Ineichen

Bronzezeit

Nr. 227

1990

Claude Sandoz

Nacht (Traum)

Nr. 229

1991

Hans Eigenheer

Reh

Nr. 230

1991

Henri Spaeti

Konfiguration

Nr. 240

1993

Kunst zwischen Stuhl und Bank
Das schweizerische Schulwandbilder Werk 1935-1995

Redaktion Urs Staub
Herausgeber Bundesamt für Kultur
Verlag Lars Müller, Baden / Schweiz 1996
Gebunden, Format 24 x 30 cm, 132 Seiten mit Abbildungen